Von der Gemeindegründung bis zum ersten Spatenstich

Die Gründung der Filialgemeinde St. Barbara

Im Jahr 1909 beschließt die Gemeinde St. Peter - Marxloh, dass auf ihrem Gebiet aufgrund der stark angewachsenen Zahl der Gläubigen eine neue Filialgemeinde errichtet werden soll, um allen Gläubigen in der Seelsorge gerecht werden zu können. Daher beantragt die Pfarre St. Peter, die selbst erst am 11. Juli 1909 ihre Erhebung zur Pfarrei feiern konnte, beim Bistum Münster die Erlaubnis zur Errichtung einer neue Filialgemeinde und macht sich auf die Suche nach einem geeigneten Raum, der übergangsweise als Kirche für die neue Gemeinde genutzt werden könnte. Der Bau einer Kirche für die neue Barbara-Gemeinde lag noch in weiter Ferne, denn auch die Mutterpfarre St. Peter hatte noch keine 'richtige' Kirche: Auch hier konnte erst am 24. Juli 1910 der Grundstein zum Kirchbau gelegt werden und die Peterskirche erst am 26. April 1915 geweiht werden. So scheint es in dieser Zeit eines rasanten Bevölkerungswachstums, bei welchem viel schneller weitere Gläubige zuzogen als Kirchen errichten werden konnten, kaum verwunderlich, dass die Gemeinde von St. Barbara zunächst eine Notkirche weihen musste. Die Pfarrchronik von St. Barbara schreibt das Folgende zu den Anfängen unserer Gemeinde:

St. Barbara Duisburg Röttgersbach
Links im Bild der als Notkirche genutzte Saal des Restaurants Kreyenpoth

"Zwischen dem Kirchenvorstand von St. Peter in Ham- born=Marxloh und dem Kaufmann Heinrich Kreyenpoth bzw. Wwe Wilhelm Kreyenpoth wurde am 6. August 1909 ein Vertrag unterzeichnet, nach dem der Saal des im Bau begriffenen Restaurants Heinrich Kreyenpoth Warbruckstr. für eine neu zu errichtende Filialgemeinde zu gottes-dienstlichem Gebrauch überlassen werden soll."

 

Mit dem Abschluss dieses Vertrages war der Grundstein für die Kirche einer neuen Barbaragemeinde gelegt und das Bistum Münster konnte seine Zustimmung zur Errichtung der neuen Filialgemeinde geben:

 

"Auf Grund der Urkunde vom 30. November 1909 durch den Hochwürdigsten Herrn Bischof Hermann Dingelstad wurde die Errichtung der Filialgemeinde genehmigt. Mit dem 2. Adventssonntag, dem 5. Dezember 1909, traten die Bestimmungen der Urkunde in Kraft. An diesem Tage wurde auch der 1. Gottesdienst in der Notkirche abgehalten. Die Notkirche wurde der hl. Barbara als der Schutzpatronin der Bergleute geweiht."

Die ersten Geistlichen und erstes kirchliches Leben

Zum ersten Pfarrrektor ernannte der Bischof von Münster Johannes Gissing, der sich besonders um die Ausschmückung der Notkirche und die Hebung der Gottesdienste bemühte. So gründete sich bereits am 31.10.1909 der Kirchenchor St. Barbara und bereits im Jahr 1910 wurden ein Kreuzweg, eine kleine Glocke, eine gebrauchte Orgel, eine Weihnachtskrippe und eine Statue der hl. Barbara erworben.

 

Bereits im Jahr 1912 wurde Gissing nach Ruhrort versetzt und Karl Scholten wurde Pfarrrektor in St. Barbara. Noch im gleichen Jahr wurden nach dem Kirchenchor nun auch die ersten anderen Vereine in St. Barbara gegründet (Arbeiterverein und Mütterverein), die fortan das Gemeindeleben mitgestalten und Angebote für die Männer und Frauen der Gemeinde bieten. Die alten Fahnen aller Vereine sind noch heute in unserer Kirche erhalten und im Aufgang zur Orgelempore aufgehängt.

Kaplan Johannes Gissing
1. Pfarrrektor J. Gissing
Kaplan Karl Scholten
2. Pfarrrektor K. Scholten

St. Barbara Duisburg Röttgersbach
Kirchsaal in den 1920er Jahren

Durch das rege Engagement der Geistlichen und der zahlreichen Gemeindemitglieder wurde in den ersten Jahren der Gemeinde viel am Kirchsaal neben dem Hause Kreyenpoth gearbeit und Fotos aus dem Kirchsaal belegen, dass von einer Notkirche eigentlich gar keine Rede mehr sein: Der Saal ist reich ausgeschmückt und nichts lässt vermuten, dass dieser Raum nicht schon immer eine Kirche hätte werden sollen.

 

Doch die Entwicklung unserer Gemeinde wird durch Streitigkeiten zwischen Pfarrrektor Scholten und dem Kirchenchor, dem er sogar das Singen während der Gottesdienste untersagt, und vor allen auch durch die schrecklichen Ereignisse des 1. Weltkrieges unterbrochen, so dass sogar über eine Auflösung der jungen Gemeinde nachgedacht wird, so berichtet auch unsere Chronik von schwierigen Zeiten:

 

"Infolge der Kriegsjahre war jegliche Bautätigkeit lahm gelegt und damit auch jede Erweiterung der Gemeinde in Frage gestellt. Da ebenso das kirchliche Leben durch diese Verhältnisse stark zurückgegangen war, tauchte des öfteren der Gedanke auf, die Kirchengemeinde aufzulösen. Mehrere alte in der Gemeinde seßhafte Familien lehnten diesen Gedanken ab und meinten, erst einmal das Kriegsende und die Entwicklung nach dieser Zeit abzuwarten."

 

Glücklicherweise setzen sich diese wenigen Familien, denen St. Barbara bereits damals sehr am Herzen liegt, durch, so dass die Chronik einige Jahre später berichten kann:

 

"Sie behielten recht; denn gegen 1920 setzte ein Umschwung ein, da günstiges Siedlungsgelände zur Behebung der großen Wohnungsnot bebaut wurde. [...] Damit war der Gedanke der Auflösung für alle Zeiten dahin, im Gegenteil sahen viele ein neues kirchliches Leben voraus."

Anton Lethmate
3. Pfarrrektor A. Lethmate

Im Jahr 1920 wird Scholten an den Niederrhein versetzt und Anton Lethmate wird vom Bischof als dritter Pfarrrektor in unserer Gemeinde geschickt. Ihm liegt zunächst das Wiederaufleben des Kirchenchores am Herzen, dem sein Vorgänger das Auftreten in der Kirche verboten hatte.

 

"In einem Schreiben vom 14. März 1921 an die Mitglieder des Kirchenchores sprach er die Bitte aus im Interesse der Förderung der Ehre Gottes als auch der Hebung des kirchlichen Lebens die gesangliche Tätigkeit wiederaufzunehmen. In Anbetracht der bevorstehenden Kinderkommunion kam der Chor dieser Bitte gern nach."

 

"Zur anständigen Kirchenmusik gehört nun auch eine dementsprechende Orgel. Da aber unsere Orgel, 1910 alt gekauft, im Laufe der Jahre arg gichtbrüchig geworden war und oft ihren Dienst versagte, sodaß man vor den Festtagen mit Zange und Brechstange in deren Eingeweide eindringen mußte, um das eine oder andere Register wieder in Ordnung zu bringen, wurde auf Anregung des Pfarrektors Lethmate die Gründung eines Kirchbauvereines in Aussicht genommen [...] Am 1. Oktober 1922 wurde der Kirchbauverein gegründet mit dem Ziel, neben dem Neubau einer Kirche auch Geld zur Beschaffung kirchlicher Einrichtungen zu sammeln."

 

Im Mai 1923 wurde Pfarrrektor Lethmate vom Bistum Münster in die Nähe der niederländischen Grenze versetzt und die Barbaragemeinde war kurze Zeit verwaist, so dass im Mai nur sonntags ein Gottesdienst stattfinden konnte.

Bernhard Hülsmann beginnt sein Wirken in St. Barbara

Bernhard Hülsmann
4. Pfarrrektor B. Hülsmann

Nach kurzer Zeit ernannte Bischof Johannes Poggenburg den bis dahin in der Pfarrgemeinde St. Norbert tätigen Kaplan Bernhard Hülsmann zum 4. Pfarrektor der Gemeinde St. Barbara.

 

"Frohen Herzens wurde der neue Herr begrüßt, als er am 30. Mai 1923 seinen Einzug hielt. Wir waren nicht mehr verwaist. Viele und schwere Arbeit harrte seiner hier im Weinberge des Herrn. Wenn er auch anfangs die Wohnung seines Vorgängers auf der Hohenzollernstr. 4 (seit 1945 Mecklenburgerstr.) beziehen mußte, so war doch sein Bestreben, dem Gotteshause an der Warbruckstr. näher zu sein."

 

Mit Bernhard Hülsmann entwickelte sich St. Barbara zu einer lebendigeren Gemeinde als je zuvor, so berichtet die Chronik immer wieder von seinem Einsatz für die Jugendverbände, die sich kurz nach seiner Ankunft in St. Barbara gründeten, und für alle Gläubigen von St. Barbara:

 

"So hielt Pfarrektor Hülsmann bald seinen Einzug auf Diergardshof (vor der Bahn links). Dort hielt er nun alle Tage Um= und Ausschau, ob dieser oder jener Stall nicht etwa zu irgendeinem kirchlichen Zweck brauchbar sein könnte. So entdeckte er denn, daß der Kuhstall zu Jugendvereinszwecken umgestaltet werden könnte. Kaum gedacht, schon ging’s an die Arbeit. mit Hilfe tatkräftiger Hände wurde unter seiner Leitung der Stall in ein wohnliches, gemütliches Jugendheim umgestaltet mit Bühne, Vorhang und sonstigem Comfort. Man konnte denn bald die Gründung der Jugendvereine vornehmen. [...]   Am Feste der Un- befelckten Empfängnis, am Sonntag dem 8. Dezember 1923 wurde in feierlicher Festandacht die Jungfrauen=Kongregation und am folgenden Sonntag, dem 9. Dezember, der Jünglingsverein gegründet."

Im Jahr 1925 war der Zustand der alten Kirchenorgel derart desaströs, dass sich der Kirchenchor entschloss, eine neue Orgel in Auftrag zu geben, obwohl das nötige Geld zur Finanzierung nicht vorhanden war.

 

"Die Hauptfrage war in erster Linie: „Woher bekommen wir das Geld?“ Die neue Orgel sollte voraussichtlich 12.000,- Reichsmark kosten. Sehr viel Geld, zumal wenn man keines hat. Es wurde in Vorschlag gebracht, bei der Industrie (Bergbau oder Hütte) eine Anleihe von 10.000,- Reichsmark aufzunehmen. Der Verzinsung zu 10% also 1000,- Reichsmark gedachte der Chor zu übernehmen und zwar durch eine jährliche Wohltätigkeitsveranstaltung. Da sich die Aufnahme der Anleihe zerschlug, brachte der Chor trotzdem im Hinblick auf die Hilfe der hl. Cäcilia den Mut auf, über Nacht der Firma Klais Bonn den Bau der neuen Orgel in Auftrag zu geben."

 

Der Kirchenchor begann damit regelmäßig eine kleine Kirmes mit Schießbuden, Kettenkarussell und Verlosungen zu organisieren, um die Orgel zu finanzieren. Schnell wurde die im Volksmund "katholische Kirmes" genannte Veranstaltung in Hamborn bekannt und konnte zur Bezahlung der Orgel beitragen.

 

"Am 22. März 1925 fand die feierliche Einweihung der Orgel statt. Sie enthält 5 klingende Register und 5 Nebenregister in 2 Manualen und 1 Pedal. An der Orgel sind 864 Pfeifen, 147 Holz=, 249 Zink= und 428 Zinnpfeifen."

 

Der Tag der Orgelweihe war für die ganze Gemeinde und ganz besonders auch für den Kirchenchor eine große Freude, denn für den engagierten Kirchenchor hatte Pfarrrektor Hülsmann noch eine ganz besondere Überraschung vorbereitet, wie die Chronik zu berichten weiß:

 

"Von besonderer Bedeutung an dem Tage der Weihe war die Rückgabe der alten Vereinsfahne. Sie war zur Zeit der Streitigkeiten zwischen dem Chor und dem damaligen Geistlichen, Kaplan Scholten, von diesem der Lieferfirma Peters in Kevelaer zum weiteren Verkauf zurückgegeben. Pfarrektor Hülsmann hatte sie nach vielem Suchen endlich in Vynen am Niederrhein im Besitze des dortigen Kirchenchores entdeckt. Nach unermüdlichen Verhandlungen mit dem Bischöflichen Generalvikariat in Münster und dem Pfarrer von Vynen, der die Fahne absolut nicht herausgeben wollte, gelang es Pfarrektor Hülsmann endlich, die alte Vereinsfahne zurückzukaufen. Groß war daher das Erstaunen der alten Chormitglieder, als sie am Tage der Orgelweihe geschlossen die Orgelbühne betraten und beim Anblick ihrer alten Fahne den Ruf ausstießen „Unsere Fahne.“ Es war daher auch ganz natürlich, daß der 1. Fahnenträger Franz Mauermann sich die Fahne nach beendetem Hochamt schnappte und stolz an der Spitze der Chormitglieder mit ihr zum Vereinslokal Johann Klapheck zog. Seine Worte waren: „Die geb ich nicht mehr her.“ Von da ab hat er sie treu dem Verein vorangetragen bis zu seinem Tode."

St. Barbara wird eigenständig

Als ersten Schritt zu einer eigenständigen Gemeinde St. Barbara trat der Kirchenvorstand der Mutterpfarre St. Peter an die Stadt Hamborn heran, in deren Besitz das Haus Kreyenpoth samt Kirchsaal mittlerweile übergegangen war, um den Kirchsaal nicht länger bloß zu mieten, sondern das Gebäude selbst zu erwerben und mit dem Haus Kreyenpoth nun auch erste wenige Gemeinderäume zu erhalten.

 

"Nach vielen Schwierigkeiten konnte endlich am 5. Juli 1927 die Kirchengemeinde St. Barbara das Grundstück „Kreyenpoth“ in einer Weihestunde, verbunden mit einem Wohltätigkeitsbazar ihr Eigen nennen. Unter den Festgästen, die Pfarrektor Hülsmann in den festlich geschmückten Räumen begrüßte, waren Oberbürgermeister Dr. Rosendahl, Beigeordneter Kreuter, Brüggemann, Schlichthorn, Polizeihauptmann Bornheim, Ass. Dr. König und Pfarrer Gissing von der Mutterpfarre St. Peter. Pfarrektor Hülsmann wies in seiner Ansprache darauf hin, daß nun durch das Vereinshaus einen Mittelpunkt für das religiöse Leben in der Gemeinde geschaffen worden sei. Welchen Fortschritt der Erwerb des Hauses bedeutet, das beweise schon die Möglichkeit, daß der Arbeiterverein hier tagen und der Kirchenchor hier seine Proben abhalten könne. Das hat aber auch schon der Elisabethverein in seinem Zimmer bewiesen, als es galt, für die Kommunionkinder zu arbeiten. Besonderen Nutzen bietet wohl das Sälchen für die Jugend. Hier kann die Jugend gesammelt und religiös erfaßt werden. Auch schon Heimerxerzitien wurden im Hause abgehalten und sollen auch in Zukunft für alle Stände abgehalten werden. Das Kath. Vereinshaus soll aber auch eine Stätte der Erholung und der Freude sein."

 

Eineinhalb Jahre später konnte St. Barbara aus dem Verbund mit der Mutterpfarre St. Peter heraustreten und fortan völlig eigenständig über die Belange der Barbaragemeinde entscheiden, indem Bischof Johannes Poggenburg St. Barbara zu einer Rektoratsgemeinde mit eigener Vermögensverwaltung erhob.

 

"Ein großer Schritt war damit in der Entwicklung der Kirchengemeinde St. Barbara vor sich gegangen. Aus sich heraus könnte nun die Gemeinde die Initiative ergreifen und das beschließen und ausführen, was ihr not tat. So befaßte sich auch schon der gewählte Kirchenvorstand in seiner ersten Sitzung am 25. April auf Anregung seines Vorsitzenden, Pfarrektor Hülsmann, mit dem Problem eines Gemeindehauses, dessen Bau sich im Laufe der Zeit als unbedingte Notwendigkeit erwiesen hatte. Dem ersten Kirchenvorstand gehörten als Vertreter der Gemeinde folgende Herren an: Bellinghausen, Hausmann, Heitwerth, Köllmann, Strauss, Winnekendonk, Borg, Stümpges, Jäger, Bohnekämper, Rogmann, Kreuter, Schweitzer, Brüggemann, Lipp und Kaldenhoff. – Durch Beschluß des Kirchenvorstandes wurden die Architekten Breitbach und Schütt, Hamborn, mit dem Entwurf eines Gemeindehauses an der Ecke Ziegelhorststraße und Pollerbruchstraße beauftragt."

 

Hermann Struck in den 50er Jahren als Chorleiter in St. Barbara
Hermann Struck in den 50er Jahren als Chorleiter in St. Barbara

Im Rahmen der Entwicklung zu einer eigenständigen Gemeinde, machten sich Pfarrrektor und Kirchenvorstand auch auf die Suche nach einem hauptamtlichem Küster, Organisten und Leiter des Kirchenchores. Doch das Geld war knapp und so suchte man eine einzige Person für alle drei Stellen!

 

"Infolge der Zunahme des Gottesdienstes waren die Kirchendienste so umfangreich geworden, daß die Anstellung eines hauptamtlichen Küsters notwendig wurde, der gleichzeitig die Organistenstelle und die Leitung des Kirchenchores übernehmen sollte. Jahrelang hatte Fräulein Köllmann in treuer und stiller Arbeit die Kirche geschmückt und besorgt. Das Kirchlein war stets sauber, immer frische Blumen umstanden das Allerheiligste und zierten die Statuen der Heiligen, bis eine schwere Krankheit es ihr unmöglich machte, diesen Liebesdienst dem Herrgott weiterhin zu erweisen. So übernahm denn nach Ausschreiben dieser Stelle Paul Pooth den Küster= und Organistendienst. Im Oktober 1927 schied er bereits aus. An seiner Stelle übernahm Hermann Struck das Amt."

 

Hermann Struck war von 1927 an rund 50 Jahre in der Gemeinde St. Barbara tätig!

Der Fahrner Hof - ein großes Gemeinde- und Vereinsheim

St. Barbara Duisburg Röttgersbach Fahrner-Hof
Der Fahrner Hof - Gemeinde- und Vereinsheim von St. Barbara

Die Bautätigkeiten unserer Gemeinde zeigen eindrucksvoll, wie viele verschiedene Gruppen und Vereine es in St. Barbara bereits damals gab, wie rege das Gemeindeleben war und wie groß Bedeutung der Barbaragemeinde für das gesellschaftliche Leben im Stasdtteil bereits war. Denn der 1922 gegründete Kirchbauverein, der das nötige Geld für eine neue Kirche sammeln wollte, um nicht länger den kleinen Kirchsaal neben dem Haus Kreyenpoth nutzen zu müssen, beginnt 1929 zunächst den Bau des Fahrner Hofes, um allen Gruppen einen Treffpunkt zu schaffen und erst 22 Jahre später wird der Bau einer neuen Kirche begonnen.

 

"Am 30. Oktober 1929 konnte bereits das Richtfest stattfinden. Der stattliche Bau hat eine Straßenfront von 88m und ist 3-geschossig. Im Untergeschoß des Saalbaues befinden sich Garderoberäume für den Saal, Umkleideräume für die Sportjugend mit Brause, ein Raum für die Wanderjugend, Bibliothekräume und eine geräumige Kegelbahn. Das 1. Geschoß enthält neben dem Tageswirtschaftsraum ein Gesellschaftszimmer, ein Vereinszimmer und den großen hellen Saal, der bei Stuhlreihen 550 Personen faßt. Von der Pollerbruchstr. hat er einen besonderen Eingang. Zur Ziegelhorststraße liegen 2 Geschäftsräume. Zweites und drittes Geschoß enthalten Wohnungen."

 

Am 04. Mai 1930 konnte der Fahrner Hof eingeweiht werden und war fortan das gesellschaftliche Zentrum der Gemeinde, während das religiöse Zentrum noch viele Jahre der Kirchesaal an der Warbruckstraße blieb. Wie dringlich die Errichtung des Fahrner Hofes als Treffpunkt für die Gruppen und Vereine von St. Barbara war, zeigt die Tatsache, dass die Gemeinde derart angewachsen war, dass der Bischof von Münster Pfarrrektor Hülsmann einen Kaplan als Hilfe zur Seite stellte.

 

"Die Arbeit im Weinberge der St. Barbara Gemeinde hatte so stark zugenommen, daß Pfarrektor Hülsmann nicht mehr in der Lage war, allein die Verantwortung auf seinen überlasteten Schultern zu tragen. Zu dieser Überzeugung war dann auch das Bischöfliche Generalvikariat in Münster gekommen und ernannte am 18. August 1930 den Neupriester Wilhelm Overlack zum Kaplan von St. Barbara, der nun vor allem die Jugendvereine übernahm."

25 Jahre Kirchenchor und Gemeinde St. Barbara

Im Jahr 1934 konnte St. Barbara das 25-jährige Jubiläum der Gemeindegründung durch die Mutterpfarre St. Peter und das Jubiläum des Kirchenchores feiern, wenngleich mit den Aufstieg des Nationalsozialismus bereits dunkle Zeiten vorauszuahnen waren. So schreibt die Chronik über die Jubiläumsfeiern:

 

"Es waren Tage des Opfers und der Anstrengung, aber vor allem Tage reichen Segens in der schweren Zeit der Gottlosigkeit, Tage der Festigung in den Zeiten vieler Kirchenaustritte, wie sie seitens des Nationalsozialismus propagiert wurden. Für uns aber waren diese Tage die schönste Zeit der Vorbereitung auf das Jubelfest des 25jährigen Bestehens der Kirchengemeinde, das am 9. Dezember 1934 stattfand."

 

"Schaut der Schreiber dieser Chronik, der selbst seit dem Jahre 1913 Mitglied der Kirchengemeinde St. Barbara ist, auf die verflossenen 25 Jahre des Bestehens zurück, so kann er wohl mit Recht behaupten, daß das eigentliche Aufblühen der Gemeinde mit dem Jahre 1923 einsetzte. Es ist in der Tat dem uneigennützigen Streben und dem persönlichen Opfergeist unseres Pfarrektors zu verdanken, daß in allem ein inniger Zusammenhang in der Gemeinde herrscht und ein tiefes religiöses Leben vorhanden ist. Hat Pfarrektor Hülsmann doch in der finanziellen schweren Zeit jahrelang auf einen Teil seines Einkommens verzichtet, um die geldlichen Schwierigkeiten des Fahrner Hofes zu überwinden."

Der Kirchenchor mit Pfarrrektor Hülsmann im Jubiläumsjahr 1934
Der Kirchenchor mit Pfarrrektor Hülsmann im Jubiläumsjahr 1934

Ein Kirchenschweizer für St. Barbara

Kirchenschweizer Albin Lauenburger
Kirchenschweizer Albin Lauenburger

Was man heute nur noch aus großen Basiliken wie der Marienbasilika in Kevelaer und Kathedralen wie dem Kölner Dom kennt, gab es früher auch in einfachen Gemeinden: einen Kirchenschweizer.

 

Die Gemeinde St. Barbara erhielt im Jahr 1936 ihren ersten Kirchenschweizer, der dafür zu sorgen hatte, dass der Einzug und der Auszug der Messdiener und Priester, der Kommunionempfang und die Gottesdienste insgesamt würdevoll und geordnet verlaufen. Bei der großen Anzahl an Gottesdienstbesuchern und Gottesdiensten, die noch ohne die Unterstützung eines Mikrofons auskommen mussten, war es unerlässlich, dass jemand im rechten Moment für Ruhe sorgte. Es war außerdem auch nicht selbstverständlich, dass man in der Kirche sofort einen Sitzplatz fand und so war es auch Aufgabe des Kirchenschweizers, bei der Platzsuche zu helfen.

 

Der erste Kirchenschweizer in St. Barbara war Albin Lauenburger, der sein Amt bis 1947 versah.

Erhebung zur Pfarrgemeinde

Seit über 25 Jahren bestand nun also die Gemeinde St. Barbara bereits und war doch noch Rektoratsgemeinde und der Antrag, zur Pfarrei erhoben zu werden, lag bereits seit drei Jahren beim Generalvikariat - ohne Ergebnis. Unter Pfarrrektor Hülsmann blühte das Gemeindeleben auf und der Zusammenhalt in der Gemeinde wuchs immer mehr: Doch konnte ein so engagierter Priester in einer so unbedeutenden Rektoratsgemeinde bleiben?

 

"Wegen des großen, selbstlosen Einsatzes unsere Pfarrektors, war es nicht verwunderlich, als bald nach dem am 6. Januar 1937 verstorbenen Dechanten Msgr. Voss die Gerüchte auftauchten, daß Pfarrektor Hülsmann als Pfarrer an die altehrwürdige Abteikirche Hamborn käme. Einerseits war es eine Anerkennung dessen, was Herr Pfarrektor Hülsmann bisher geleistet hat, andererseits hätte die Gemeinde St. Barbara eine solche Ernennung als persönliche Ehrung empfunden. Da aber nun mal die Menschen von Natur aus Egoisten sind, so kann man es auch in diesem Fall als Egoismus bezeichnen, wenn der Schreiber mit der Bitte an Herrn Pfarrektor Hülsmann herantrat, sich zu diesen Gerüchten zu äußern, zumal ja bereits am 29. Dezember 1934 in der Kirchenvorstandssitzung der Antrag auf Pfarrerhebung der Gemeinde St. Barbara gestellt worden war. Herr Pfarrektor Hülsmann bekannte sich zu St. Barbara und erklärte, in St. Barbara zu bleiben."

 

St. Barbara Duisburg Clemens August Graf von Galen
Bischof Clemens August firmt 1937 in St. Barbara

Die Verhandlungen mit dem Bischöflichen Generalvikariat in Münster zogen sich lange Zeit hin: So musste mit den zukünftigen Nachbarpfarren St. Peter in Marxloh und St. Johann in Holten über den zukünftigen Grenzverlauf des Gemeindegebietes verhandelt werden und Erklärung des Kirchen-vorstandes von St. Barbara und der Mutterpfarre St. Peter beigebracht wer- den. Doch letztlich bestimmte Bischof Clemens August Graf von Galen, der später wegen seines Engagements gegen den Nationalsozialismus "Der Löwe von Münster" genannt und sogar selig gesprochen werden wird, dass St. Barbara zur eigenständigen Pfarrei erhoben werden soll.

 

Der Text seines Hirtenbriefes an unsere Gemeinde ist uns durch die Chronik überliefert:

Clemens August

durch Gottes Erbarmen und des hl. Apostolischen Stuhles Gnade

Bischof von Münster

 

Allen Lesern und Hörern dieses Hirtenschreibens Heil und Segen im Namen des Herrn.

 

Als die Gläubigen des Rektorates St. Barbara in Hamborn in der Diözese Münster und deren Seelsorger den innigen Wunsch ausdrückten, daß ihre Rektoratkirche St. Barbara zur Würde einer Pfarrkirche erhoben würde, da schien es mir nicht nur angebracht, sondern sogar notwendig, daß wir um des größeren Seelenheiles der Gläubigen willen zur Teilung und zur Errichtung einer neuen Pfarre schritten.

 

Unter Anrufung des Namens unseres Herrn Jesus Christus und seiner glorreichen, allzeit jungfräulichen Mutter Maria scheiden und trennen Wir Kraft unseres bischöflichen Amtes nach den Bestimmungen des Codex Iuris Canonici und unter Anhörung der rechtlich Beteiligten und unter Zustimmung des Kapitels Unserer Kathedrale die vorerwähnte Kirche St. Barbara in Hamborn von der Mutterpfarre St. Peter; Wir erheben sie zur Pfarre und bestimmen, daß das in beigefügter Karte genau umschriebene Gebiet zu ihr gehört.

 

Weiterhin verordnen und bestimmen Wir, daß der Priester, dem das Pfarramt in der neuen Pfarrei übertragen werden wird, die Rechte eines Pfarrers hat und die Amtspflichten eines Pfarrers erfülle; Wir hoffen zuversichtlich, daß das christliche, seiner Sorge anvertraute Volk seine Pfarrkirche fleißig besucht, dem Gottesdienst in Ehrfurcht und Andacht beiwohnt, die Sakramente zu seinem größten Seelenheil empfange, die Feste unseres Herrn Jesus Christus, der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria und aller anderen Heiligen mit der gebührenden Feierlichkeit begehe, das Wort Gottes mit Heilbegehren aufnehme und ganz besonders die Jugend zur Katechetischen Unterweisung eifrig schicke.

 

Gegeben zu Münster am Feste der Unbefleckten Empfängnis Mariä, am 8. Dezember 1937, mit Unserer Unterschrift und Unserem Siegel

 

gez. + Clemens August

 

 

Endlich war das Ziel der Pfarrerhebung und gleichzeitig die Ernennung des Pfarrektors Hülsmann zum ersten Pfarrer erreicht. Die Pfarrerhebung wurde am 1. Januar 1938 durch ein feierliches Hochamt begangen, während die Einführung des ersten Pfarrers erst am 16. Januar 1938 erfolgte. Bis dahin fungierte Pfarrektor Hülsmann als Pfarrverwalter. Die Freude, dass man Bernhard Hülsmann als Geistlichen in St. Barbara behalten konnte, war groß und so beschreibt die Chronik seine Einführung als Feier wesentlich ausführlicher als die Erhebung der Gemeinde zur Pfarrei.

 

"Nach intensiver Vorbereitung seitens der ganzen Gemeinde wurde der Tag der Pfarreinführung festlichst begangen. Der Kirchenvorstand und die Geistlichkeit Hamborns versammelten sich im Kreyenpoth, um den Pfarrer in feierlicher Prozession zur Kirche zu geleiten. Kurz nach 9 Uhr, als die Glocke der Kirche läutete, wurde Pfarrer Hülsmann zur Kirche geführt. Vor dem Haupteingang entboten 2 Schülerinnen dem ersten Pfarrer einen herzlichen Willkommensgruß. Nach einem Festgesang von Schumann, vorgetragen von dem gemischten Chor, überreichte Dechant Heimann Pfarrer Hülsmann den Schlüssel des Gotteshauses. Nach dem „Veni creator spiritus“ bestieg Dechant Heimann die Kanzel und verlas die Ernennungsurkunde des ernannten Pfarrers und beglückwünschte ihn und die Gemeinde. Danach wurde Pfarrer Hülsmann zum Taufstein, zum Beichtstuhl und zuletzt zur Kanzel geführt. Nachdem der Pfarrer die Kanzel bestiegen hatte, verlas er das Evangelium vom guten Hirten und richtete Worte herzlichen Grußes an seine Gemeinde. Darauf zelebrierte er das feierliche Hochamt unter Assistenz von Pfarrer Gissing und Ministration von Kaplan Stoffel von der Münsterkirche in Essen und Kaplan Overlack aus Haltern; beide Kapläne waren früher in St. Barbara tätig gewesen. Der Kirchenchor sang die „Missa in honorem St. Nikolai“ von Joseph Haydn für Solos, Orgel und Orchester. Mit dem Lied „Großer Gott, wir loben dich“ endete der Festgottesdienst, worauf Pfarrer Hülsmann in feierlichem Zug wieder zu seiner Wohnung geführt wurde. Bei dem anschließenden Festakt sah man viele Geistliche von nah und fern, u.a. Domvikar Holling aus Münster, Dechant Theißelmann aus Walsum und Betriebsführer Olivier als Vertreter der Gelsenkirchener Bergwerks=A.G., die alle noch einmal ihre innigsten Glückwünsche in Ansprachen zum Ausdruck brachten.

 

Am Abend fand im Fahrner Hof eine Pfarrfamilienfeier statt. Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt. Musikalische Darbietungen, vorgetragen vom Kirchenchor, der Bergwerkskapelle von Schacht II/V und der Familie Belbl mit Flöte, Harfe, Viola und Streichbaß wechselten mit Gemeinschaftsliedern und Gedichten ab. Im Mittelpunkt stand die Festrede von Domvikar Holling. Zum Schluß dankte Pfarrer Hülsmann mit bewegten Worten für die ihm zuteil gewordenen Ehrungen."

Finstere Zeiten - St. Barbara im 2. Weltkrieg

Pfarrer Hülsmann mit Soldaten
Pfarrer Hülsmann mit Soldaten

Das alltägliche Leben unserer Gemeinde war durch den Nationalsozialismus bereits vor dem Ausbruch des Krieges beeinflusst, so wird berichtet, dass ab 1936 auch in Hamborn die katholischen Jugend- und Erwachsenenverbände verboten wurden und sämtliche Versammlungen überwacht wurden. So konnten keine Ferienlager mehr durchgeführt werden, die Verbandstreffen in St. Barbara konnten nur noch heimlich stattfinden und bei einigen aktiven Männern des Arbeitervereins von St. Barbara hat die Gestapo sogar Hausdurchsuchungen durchgeführt.

 

Den Ausbruch des 2. Weltkrieges vermerkt unsere Chronik nur in knappen Worten:

 

"Am 1. September 1939 brach der unselige 2. Weltkrieg aus. Auch viele unserer Gemeinde mußten ins Feld. Eine tief gedrückte Stimmung lag auf dem ganzen Vaterland."

 

Das gesamte Gemeindeleben wird vom Krieg gelähmt und der nächste Chronikeintrag stammt erst aus Jahr 1942 und dieser und alle folgenden Einträge widmen sich stets dem Kriegsgeschehen, Gebeten für die Opfer oder der Nachricht, dass erneut Gemeindemitglieder aus St. Barbara an einer der Fronten gefallen seien.

 

Auch Pfarrer Hülsmanns Wirken wurde stets von den Nationalsozialisten überwacht, so musste er beispielsweise 20 Mark Strafe zahlen, als er sich weigerte, nationalsozialistische Fahnen an der Notkirche im Kreyenpoth zu flaggen. Im April 1942 musste er zudem an das bischöfliche Generalvikariat in Münster melden, dass ihm die Gestapo jeglichen Gottesdienst für die Slowenen, für deren Seelsorge er in Hamborn ebenfalls zuständig war, untersagt habe.

 

Mit den Chronikeinträgen ab dem Jahr 1943 wird immer mehr deutlich, dass nun nicht mehr nur die Soldaten an der Front vom Krieg betroffen sind, sondern immer wieder auch Fliegeralarm Duisburg-Hamborn und die Barbara-Gemeinde erschüttern:

Luftschutzkeller im Haus Kreyenpoth
Luftschutzkeller im Haus Kreyenpoth

"Von besonderer Bedeutung war das ewige Gebet am 26. September 1943. Hieß es nicht schon in kirchlichen Mitteilungen: „Nach mitternächtlichem Alarm ist um 10 Uhr Aussetzung des Allerheiligsten und anschließende die erste heilige Messe.“ Mit dem Jahr 1943 hatte der Bombenkrieg immer mehr zugenommen, wie die Amerikaner angekündigt hatten und worauf Propagandaminister Dr. Göbbels erwidert hatte: „Kommt nur, wir haben auf euch gewartet.“ Viele Stunden mußten von nun ab alle Nächte im Keller zugebracht werden. So war auch am Nachmittag von 3-4 Uhr eine allgemeine Kriegsandacht eingelegt, um Gottes Schutz für die Heimat zu erflehen. Um 6 Uhr endete das ewige Gebt mit einem feierlichen Levitenamt. Alle gingen nach diesem erhebenden Stunden heim mit der festen Zuversicht, daß Gott seine schützende Hand über unsere Stadt halte."

"Der 14. Oktober 1944 war ein schwarzer Tag für unsere Stadt Hamborn, an dem durch einen Terrorangriff gegen 9 Uhr morgens große Teile der Stadt vollständig zerstört und viele Bewohner zu Tode kamen. Bei diesem Angriff wurden alle Kirchen Hamborns stark in Mitleidenschaft gezogen, daß sie auf lange Sicht zu gottesdienstlichen Zwecken nicht mehr benutzt werden konnten. So wurde auch unser Gotteshaus an diesem Morgen durch eine schwere Luftmine, die in der Nähe auf dem Union-Platz niederging, vollständig zerstört. Das ganze Dach wurde abgehoben und stürzte in den Innenraum, Wände wurden zum Teil eingedrückt. Es war nach dem Angriff ein Bild des Grauens. Was nun? Da der Saal im Fahrner Hof, der von den Nazis beschlagnahmt war, als Notkirche nicht benutzt werden konnte, wurde in den ehemaligen Wirtschaftsräumen des Kreyenpoth ein Raum als Kapelle hergerichtet und ausgestattet. So armselig alles gegenüber früher war, je gedrängter und enger die Gläubigen beim Gottesdienst saßen, um so fester und inniger fühlten sich alle miteinander verbunden. Alle scharten sich in ihrer Not und ihrem Leid um unsern Pfarrer, der mit seiner ganzen Persönlichkeit nicht nur tröstend, sondern auch aktiv eintrat. Kein Weg war ihm zu gefährlich, keine Not ihm unüberwindbar, wenn es galt anderen zu helfen. Das zeigte sich wie oft bei Angriffen im Luftschutzkeller. War Pfarrer Hülsmann da, so fühlte sich jeder sicher und geborgen."

Ausgebombter Kirchsaal von St. Barbara
Ausgebombter Kirchsaal von St. Barbara
Notkirche in den Wirtschaftsräumen
Notkirche in den Wirtschaftsräumen

Ganz gleich welch zerstörerisches Ausmaß der Krieg auch annahm, die verbliebene Gemeinde und ihr Pfarrer suchten stets Halt im Glauben und im Gebet und waren bemüht die Feier der Gottesdienste unter allen erdenklichen Umständen aufrecht zu erhalten. Für den Januar des Jahres 1945 notiert der Gemeindechronist:

 

"Es nahte die feindliche Front immer mehr. In der Luft summten und schwirrten nicht allein die Bombengeschwader mit ihrer alles vernichtenden Last, sondern auch einzelne oder mehrere Jäger tauchten bald hier und da auf und schossen aus der Luft auf Personenzüge, auf arbeitende Menschen auf dem Felde, auf der Straße oder ließen leichtere Bomben auf Häuser fallen und fragten nicht danach, ob Mann oder Frau oder Kind dabei vernichtet wurde. Währenddessen kamen von der linken Seite des Rheins in gewissen Zeitabständen die Granaten und schlugen bald hier, bald da ein. So wurde auch der Kirchgang von Tag zu Tag gefährlicher. Ja, es wurde so schlimm, daß selbst der Aufenthalt beim Gottesdienst in der Kapelle mit Gefahr verbunden war, so daß Herr Pfarrer Hülsmann sich entschloß, die Kapelle in den Keller zu verlegen. Ein Kellerraum wurde dazu hergerichtet, die anderen Kellerräume wurden. soweit es möglich war, zu Wohnräumen umgewandelt; denn der Aufenthalt in der Wohnung war allmählich unmöglich. War es etwa das Zusammensein dem Herrgott unter Brotsgestalt in dem Keller, das einem mehr Kraft und Mut und Vertrauen gab, leichter über die schweren Tage hinwegzukommen?"

 

Wie weit der Einsatz für die eigene Gemeinde und die Feier der anstehenden Gottesdienste ging, zeigt eindrucksvoll der Bericht über die Vorbereitungen zum Palmsonntag 1945:

 

"Es rückte der Palmsonntag näher und damit auch die Frage der Beschaffung der Palmen für diesen Tag. Der Freitag vor Palmsonntag, Freitag der 23. März 1945, wurde festgelegt. Abfahrt mit dem Rade morgens 5 Uhr, bevor der Beschuß einsetzte. Mit Aktentaschen versehen fuhren Pfarrer Hülsmann und Lehrer Rogmann auf Gott vertrauend über Hiesfeld nach Oberlohberg, um bei dem dortigen Pfarrer die Blumen zu holen. Kaum waren beide Taschen gefüllt, als auch schon das Surren feindlicher Jäger in der Luft zu vernehmen war.

 

Kriechend auf dem Bauche mußten sie sich unter der Gartenumzäunung ins Pfarrhaus zurückziehen. Nachdem Ruhe eingetreten war, wurde umgehend die Rückfahrt angetreten. Kaum einige 100m weit mußte in einem Einmannloch Deckung gesucht werden. Nach kurzer Weiterfahrt mußte wieder Schutz in einem Hause gesucht werden, da unterdessen ein Großangriff auf Dinslaken eingesetzt hatte. Da nun auch der Heimweg unter dauerndem Beschuß lag, mußten sie auf Umwegen nach Hause zurück.

 

Am Palmsonntag selbst war der Beschuß so stark und anhaltend, dass es lebensgefährlich war, sich auf die Straße zu begeben. Daher war es auch verständlich, daß neben den Hausbewohnern nur 3 aus der Gemeinde an dem Gottesdienst im Keller teil- nahmen."

 

Am 28. März 1945 endet der Krieg in Duisburg-Hamborn mit der kampflosen Übergabe der Stadt und auf Bitten von Pfarrer Hülsmann gaben die Amerikaner den großen Saal des Fahrner Hofes, den die Nationalsozialisten lange Zeit beschlagnahmt hatten und der nur geringe Kriegsbeschädigungen erlitten hatte, zur Errichtung einer Notkirche frei.

 

Die Gemeinde St. Barbara war durch den Krieg in zwein Teile geteilt worden, da alle Emscherbrücken zerstört waren, sodass Pfarrer Hülsmann und die Kapläne zusätzlich zum Gottesdienst im Fahrner Hof mit Mühen die Emscher überquerten, um auch mit der anderen Gemeindehälfte einen Gottesdienst in einem Raum im Haus Kreyenpoth zu feiern. Mit der Errichtung der Notkirche im großen Saal des Gemeindeheims war nun auch kein Festsaal mehr vorhanden. So verteilte sich das Gemeindeleben von St. Barbara auf Säle außerhalb des eigenen Gemeindegebietes. Der Pfarrabend 1946 musste in der Aula der Berufsschule stattfinden und noch 1947 musste der Pfarrabend im Kolpinghaus von St. Paul in Marxloh gefeiert werden. Es ist kaum verwunderlich, dass bei den vielen zerstörten Gebäuden der Gemeinde nun auch der Plan zum Neubau einer Kirche wieder auflebt.

25jähriges Ortsjubiläum von Pfarrer Hülsmann und das Kirchbauprojekt

Pfarrer B. Hülsmann zum Propst ernannt
Pfarrer B. Hülsmann zum Propst ernannt

Im Jahr 1948 konnte unsere Gemeinde feiern, dass seit nunmehr 25 Jahren Bernahrd Hülsmann als Geistlicher in der Gemeinde St. Barbara seinen Dienst tut. Oft erwähnt die Chronik, dass er in St. Barbara viel bewegt hat und stets in Sorge um seine Pfarrkinder war. Dieses rege Engagement ist auch den zuständigen bischöflichen Behörden nicht entgangen: Bereits im Jahr 1945 ernannte Bischof Clemens August Kardinal Graf von Galen ihn zum Ehrendechanten und nun anlässlich seines 25jährigen Ortsjubiläums bedachte ihn der neue Münsteraner Bischof, Michael Keller, mit dem Ehrentitel eines Propstes.

 

„Am Sonntag, 30. Mai 1948, begeht unserer Pfarrfamilie die Feier des Fron- leichnamfestes mit Prozession und die Feier des 25jährigen Wirkens unseres hochw. Herrn Pfarrers, des Dechanten und Propstes Bernhard Hülsmann in St. Barbara, Hamborn. Alle Pfarrangehörige, Priester und Gläubige zeigen an diesem Festtage ihre Liebe und Treue zu Christus, dem König und Hirten der Seelen; sie beweisen ihre innige Verbundenheit untereinander im Leben der Pfarrgemeinde, versammelt um ihren Pfarrer, Christi Stellvertreter, der 25 Jahre in seiner Gemeinde gewirkt hat. Unermüdlich galt sein Arbeiten, Opfern und Beten seinen Pfarrkindern, denen er die ganze Liebe seines priesterlichen Herzens schenkte."

 

Im Jahr 1950 konnte die Gemeinde das Haus Kreyenpoth und den ausgebombten Kirchsaal für 75.000 DM verkaufen und beabsichtigte den Kauferlös für den Neubau einer Kirche zu verwenden. Das Grundstück an der Ecke Fahrner Str./ Ziegelhorststr. war bereits im Besitz der Gemeinde und wurde zum Bauplatz erkoren. Neben diesem recht geringen Startkapital und dem Grundstück konnte die Gemeinde lediglich auf Spenden und Mithilfe ihrer Gemeindemitglieder bauen. Trotz der ungünstigen Voraussetzungen wollte man sich an den Kirchbau machen und bat das Generalvikariat in Münster um die nötige Genehmigung des Bistums. Die Antwort folgte kurz darauf:

 

"Der Finanzierungsplan wurde eingehend geprüft und zunächst als gewagt empfunden. Angesichts der Dringlichkeit des Vorhabens aber glaubt das Bischöfliche Generalvikariat den Mut zum Wagnis, den die Pfarrgemeinde aufbringt, nicht lähmen zu dürfen. Der sofortige Baubeginn wird damit gestattet."

Erster Spatenstich zum Kirchbau
Erster Spatenstich zum Kirchbau

Das Jahr 1951 wurde zu einem bedeutenden Jahr für unsere Gemeinde, denn nach langem Planen und Warten war es endlich so weit: Im Rahmen der Gemeindemission in St. Barbara, die von drei Dominikanerpatres geleitet wurde, konnte am 12. April 1951 der erste Spatenstich zum Bau einer neuen Kirche konnte ausgeführt werden.

 

"In feierlicher Prozession geleitete die Gemeinde das Allerheiligste zum neuen Kirch-platz. Dort, wo in der neuen Kirche der Altar zu stehen kommt, war ein Notaltar er- richtet. Ringsum den Platz flatterten die Fahnen an hohen Masten. Freude und Hoffnung klangen aus den Worten, die auf dem neuen Kirchplatz gesprochen wurden. Vertreter der kirchlichen Vereine schlossen sich dem Spatenstich der Geistlichkeit an. Nach dem Segen zog die Prozession in gleicher Weise zur Kirche zurück. Nun hieß es 'An die praktische Arbeit!'“

 

Lange hat St. Barbara darauf gewartet, eine 'richtige' Kirche bauen zu können: Was in den meisten Gemeinden zeitlich nah beieinander liegt, die Gründung der Gemeinde und der Bau der eigenen Kirche, hat in St. Barbara über 40 Jahre gedauert. Immer wieder kam in diesen 40 Jahren der Wunsch nach dem Bau einer größeren, würdigeren Kirche auf und immer wieder verhinderten ungünstige Umstände den Bau. Zum Bau der Kirche werden 1951 alle Kräfte der Gemeinde benötigt, um das ehrgeizige Bauprojekt in der schwierigen Nachkriegszeit realisieren zu können. Alle Gemeindemitglieder waren zur Mithilfe aufgerufen:

 

"Der Ruf war nicht vergebens. Viele freiwillige Arbeitskräft fanden sich ein, um an dem großen Werk mitzubauen. Jung und alt, groß und klein, Männer und Frauen stellten sich ein. Bedetungsvoll ist es eben, daß diese Arbeiten anschließend an die getane Tagesarbeit geleistet wurde. Selbst Gas- und Wasserwerk, Schacht 2/5 und die Baufirma Brüggemann stellten unentgeltlich Arbeiter zur Verfügung. Auch die Herren Kapläne sah man im blauen Arbeitsanzug fast alle Tage eifrig am Bau beschäftigt."