Das gesamte Bauvorhaben wurde von der Gemeinde in eigener Regie ausgeführt und in einem Aufruf bat Propst Hülsmann 1951 seine Gemeindemitglieder um freiwilligen Arbeitseinsatz auf der Kirchenbaustelle. Kurz nach dem Aufruf gründete sich die Bauhütte St. Barbara, in welcher sich viele Männer und auch Frauen und Kinder zusammenschlossen, um nach der Tagesarbeit noch beim Bau der Kirche mitzuhelfen. Von den 56 Gründungsmitgliedern hielten 35 Mann die gesamte Bauzeit durch und arbeiteten Abend für Abend am Bau ihrer Pfarrkirche. Die ganze Gemeinde begleitet die Bauphase mit ihrem Gebet:
"Herr und Gott, Dein Verlangen ist es, inmitten Deines Volkes Deine Wohnung aufzuschlagen. Wir wollen Dir in St. Barbara ein würdiges Gotteshaus erbauen. Bewege die Herzen aller, damit sie
sich zusammenfinden zu einer großen Gemeinschaft der tätigen Arbeit, des Opferns und Betens bis zur Vollendung unserer Kirche. Laß uns nicht ermüden im Schaffen unserer, damit Stein um Stein sich
füge zu dem großen Werke.
Gib aber auch, Herr und Gott, daß durch den Bau unseres Gotteshauses, in uns allen der Glaube und die Liebe zu Dir neu entzündet werden, damit wir uns als eine Dir würdige Opfergemeinde um unseren neuen Pfarraltar scharen können.
Heilige Barbara, Patronin unserer Gemeinde, erbitte den Segen für unser Werk. Amen."
Viele freiwillige Helfer folgten dem Ruf, sich am Bau der neuen Kirche zu beteiligen. So ist es kaum überraschend, dass der Bau der Barbarakirche rasch voranschreitet. Kurze Zeit nach dem Baubeginn konnte bereits die feierliche Grundsteinlegung stattfinden. An gut sichtbarer Stelle ist der Grundstein in die Nordwand unseres Altarraumes eingelassen und wird heute vom riesigen Altarmosaik umgeben. Die Urkunde zur feierlichen Grundsteinlegung findet sich noch heute in unserer Sakristei. Zum Zeitpunkt der Grundsteinlegung war bereits die gesamte Unterkirche im Rohbau fertig und die Mauern des Kirchenschiffs und des Altarraums waren bereits einige Meter hoch aufgemauert, was allein den vielen freiwilligen Helfern zu verdanken ist, wie auch die Chronik zu berichten weiß:
"So war es nicht verwunderlich, daß bereits am 21. Oktober desselben Jahres der Grundstein gelegt werden konnte. Zu dieser Feier waren die Spitzen der städt. Behörde, der Industrie, der Baufirma Brüggemann, der Pfarrer der Mutterpfarre, der Pfarrer der evgl. Nachbargemeinde und die Schule geladen. Um 9.30 Uhr ward ein feierliches Levitenamt gehalten. Anschließend wurde der Grundstein von 4 Jungmännern, begleitet vom Klerus, den Meßdienern, dem Kirchenvorstand und der Bauhütte St. Barbara in ihrer Arbeitskleidung, von der Notkirche zum Neubau getragen."
Nach der Grundsteinlegung schritt der Bau weiterhin schnell voran und die Jahre 1951 und 1952 waren geprägt vom Einsatz und vom Gebet für das Gelingen des Kirchbaus. Schnell ragten nach der Unterkirche auch die Mauern des Kirchenschiffs hoch in den Himmel auf und zuletzt wurde der Bau der Pfarrhauses angegangen.
Nur etwa 7 Monate nach der Grundsteinlegung konnte am 17. Mai 1952 der Richtkranz auf den Turm hinaufgezogen werden und die stolzen Ehrenamtlichen der Bauhütte St. Barbara konnten die nahende Vollendung des Kirchbauprojektes feiern. Die Gemeinde feierte am folgenden Tag, dem 18. Mai, ein großes Richtfest, bei welchem ein erster Wetterhahn auf der Turmspitze aufgesetzt wurde. Der Baufortschritt geht so schnell voran, dass die Chronik jeweils nur wenige Sätze zu jedem neuen Ereignis festhält:
"Nach der Maiandacht, die um 17 Uhr war, begleitete die Gemeinde den Turmhahn zur Kirche. Der Kirchenchor wirkte mit. [...] Am Abend um 20 Uhr war die Bauhütte im Fahrner Hof zu einer weltlichen Feier vereint."
Mit dem Richtfest war die Barbarakirche fast vollendet und im Turm war auch eine Etage für den Glockenstuhl vorgesehen. Doch Glocken besaß die Gemeinde nicht: Die kleine Glocke der Notkirche war durch den 2. Weltkrieg verloren gegangen und das Geld für neue Glocken war nicht vorhanden, da ja der Kirchbau schon schwer zu finanzieren war.
"Eine Kirche ohne Glocken ist nicht denkbar. So ist es den Bemühungen des Herrn Propstes zu verdanken, daß eine Glocke von Hamburg, die aus der Ostzone stammte, von dem Bischöflichen Generalvikariat Münster unserer Gemeinde überwiesen wurde. Eine 2. Glocke wurde von der Servatii=Kirche=Münster gegen eine jährliche Pacht von 100 DM bzw. gegen späteren Ankauf übernommen. Es handelte sich jetzt noch um die 3. Glocke, die 3800 DM kosten sollte. Ein Aufruf an die opferherzige Gemeinde erbrachte die schöne Summe von 2800 DM. Ein edler Spender der Gemeinde, der Inhaber der Reederei Schepers, stiftete die Glocke, so daß Glocke einschließlich Läutemaschine und Glockenstuhl sicher gestellt waren."
Noch bevor die Kirche geweiht wurde trafen die 3 Glocken am 11. Oktober 1952 in St. Barbara ein und einen Tag später konnte die neu gegossene Glocke, die Barbara-Glocke, geweiht werden. Die beiden größeren Glocken (Christusglocke aus Langenau von 1595 und Trinitatisglocke aus Münster von 1749) waren ja bereits geweiht und schon seit Jahrhunderten in Gebrauch.
Die Kirche ist gerade fertiggestellt, die Glocken hängen erst seit einer Woche im Turm und endlich kann die Gemeinde ihre Kirche weihen, damit sie als geweihter Ort ein wirkliches Gotteshaus werden kann.
"Der 19. Oktober 1952 war endlich der Tag der Kirchweih. In letzter Stunde waren noch fleißige Hände an der Arbeit, um die letzten Vorbereitungen zu einer würdigen Feier zu treffen. Hatte doch der hochwürdigste Herr Bischof, Se. Exzellenz Dr. Michael Keller, zugesagt, die Weihe der Kirche selbst vorzunhemen. Da die Zeremonien der Weihe viele Stunden in Anspruch nehmen, wurde auf Anordnung des Hochwürdigsten Herrn eine Zweiteilung vor- genommen. Am 18. Oktober um 16 Uhr wurde Se. Exzellenz Bischof Dr. Keller, auf dem Vorplatz der neuen Kirche vom Klerus und vielen Gläubigen empfangen."
Unmittelbar nach der Ankunft des Bischofs begann die Weihe der Kirche. Zunächst von außen, dann folgten erste Weihegebete im Innern der Kirche. Mit Hilfe seines Bischofsstabes bezeichnete der Bischof den Kirchenboden mit dem lateinischen und dem griechischen Alphabet, weihte gregorianisches Wasser (Weihwasser vermischt mit Salz, Wein und Asche) und besprengte mit diesem die Kirchenwände und den Altar. Alle folgenden Weihehandlungen fanden erst am Folgetag statt.
Zum zweiten Teil der Kircheweihe, bei welcher auch die feierliche Altarweihe anstand, war die ganze Gemeinde, 20 Geistliche aus dem ganzen Dekanat Hamborn und Vertreter von Stadt und Industrie gekommen.
"Zunächst wurden die Reliquien der hl. Clarus und Felix im feierlichen Zuge aus der Unterkirche geholt. Am Abend vorher waren sie dort untergebracht. Daran schlossen sich die Weihe des Reliquiengrabes, die Salbung und Beräucherung des Altares und der Kirche an. Nach dem letzten Akte 'Altar in Flammen' war die Weihe der Kirche vollendet. Das feierliche Hochamt mit Pontifikalassistenz konnte um 10 Uhr beginnen. Das Amt hielt der H.H. Propst, Dechant Hülsmann. Diakon und Subdikon waren Kinder der Gemeinde: P. Lewald SJ und Religionslehrer Hausmann. In seiner Predigt wies Bischof Michael auf die Bedeutung des Tages hin und wünschte der Gemeinde St. Barbara zu der schönen Kirche Glück und Gottes Segen."
Nach 43 Jahren hat die Gemeinde St. Barbara endlich eine richtige Kirche und doch ist dies nicht das einzige Fest, das die Gemeinde am 18./ 19. Oktober 1952 zu feiern hat: Propst Hülsmann feiert 40jähriges Priesterjubiläum, so dass am Abend des Kirchweihtages nocheinmal die ganze Gemeinde und viele geladene Gäste in der Hamborner Stadthalle zusammenkamen, um dies gebührend zu feiern. Die Festschrift zu diesem wichtigen Tag unserer Gemeindegeschichte können Sie hier online einsehen oder auch als PDF-Datei herunterladen.
Das nächste freudige Ereignis feierte unsere Gemeinde am 9. November des gleichen Jahres, denn nun konnte der Kindergarten in einigen Räumen der Unterkirche eröffnet und eingeweiht werden. 60 Kinder fanden Platz in den für den Kindergarten vorgesehen Räumen (heute Blauer Salon und Vorraum des Gemeindesaales). Die Leitung des Kindergartens übernahm Helene Büttgens, die ihr Amt bis 1984 ausübte.
Die Kirche ist noch keine zwei Jahre geweiht, da beschließt die Gemeinde St. Barbara im Jahr 1954 erneut ein Projekt, dass die Anstrengung der ganzen Gemeinde erfordert - eine Orgel für die Barbarakirche soll gekauft werden.
"Als der Sommer nahte, rüstete die Gemeinde eifrig. um ein Sommerfest der Pfarrfamilie zu gestalten, das auf den 18. Juli festgelegt wurde. [...] Dieses Fest sollte einen Schritt weiterführen, um die nötigen Beschaffungen für die Kirche, besonders für die Beschaffung einer Orgel zu bestreiten."
Nur ein Jahr später kann die Orgel bereits geweiht werden und begleitete die Gottesdienste in der Barbarakirche bis in die 1990er Jahre.
"Vom 27.11. - 4.12.55 ist eine religiöse Woche, gehalten von den Dominikaner-Patres P. Jordanus und P. Tilmann. Der feierliche Abschluß war am Barbara-Fest mit Weihe der neuen Orgel am Morgen und einer kirchenmusikalischen Andacht am Nachmittag."
Seit 47 Jahren existiert die Barbaragemeinde im Jahr 1958 und war ebenso lange Teil des Bistums Münster, als sich der Papst entschließt, ein neues Bistum zu errichten, um das Ruhrgebiet zu einem Bistum zusammenzufassen:
"Am Neujahrstag 1958 wurde das Bistum Essen errichtet. Wir hielten eine Festandacht in unserer Kirche."
Doch der Glaube fand nicht allein in der neuen Kirche statt, sondern wurde auch nach außen getragen. So zeugt das Foto vom Fronleichnamsaltar im Stillen Winkel (vermutlich aus dem Jahr 1958) von einer großen Prozession, für deren Vorbereitung einiger Aufwand betrieben wurde.
Kurz darauf tut sich erneut etwas in der Hamborner Kirche, denn die unter Napoleon aufgehobene Abtei wird wiederbesiedelt und Hamborn erhält nach 153 Jahren wieder ein Kloster:
"Am 24. August war die feierliche Einführung der Pämonstratenser in die alte Hamborner Abtei durch Bischof Dr. Franz Hengsbach.
Im Jahr 1959 kann die Gemeinde ihr 50jähriges Bestehen feiern und bereits auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken:
"Am St. Barbara-Fest - 6. Dez.: Feier des 50jähri. Bestehens der Kirchengemeinde. Die Gläubigen erleben bewußter als sonst die Herzmitte der Pfarrfamilie, den Opferaltar - Hunderte nahmen an der Familienkommunion in 4 hl. Messen teil. Um 11 Uhr ist feierl. Levitenamt, um 15 Uhr Festandacht.
Der Pfarrabend im Fahrner-Hof läßt in einem Bildbericht das Wenden und Wachsen der Gemeinde unter oft so schwierigen Verhältnissen lebendig werden. Dechant Rogmanns, ehemals Kpl. in St. Barbara, weist auf die vielen treuen Familien hin, die halfen "Pfarrfamilie" zu bauen, aber insbesondere würdgt er die Verdienst von Propst Hülsmann, dem Vater der Gemeinde, ohne den St. Barbara nicht seinen Aufstieg genommen hätte."
Nur ein halbes Jahr später verliert die Barbaragemeinde ihren langjährigen Seelsorger, denn unerwartet und völlig überraschend verstirbt Propst Hülsmann:
"Der 24. Mai 1960 brachte große Bestürzung und tiefe Trauer über die ganze Gemeinde: ihr treuer Hirte Propst Bernhard Hülsmann brach am Abend dieses Tages, es war kurz nach 1/2 7 Uhr, tot auf der Ziegelhorststr. zusammen, infolge eines Herzinfarktes. Seine Leiche wurde in der Krypta aufgebahrt, wo die Gläubigen während des ganzen folgend. Himmelfahrts-Festes betend von ihrem Seelsorger u. geistlichen Vater Abschied nahmen. Am Trauerreqiuem, 28. Mai, nahmen Bischof Hengsbach, der Bischöfl. Kommisar v. Wesel, Domkapitular Holling und eine große Schar Priester von Hamborn und auswärts teil, die ihrem toten Mitbruder anschließend, zugleich mit hunderten Pfarrkindern das Geleit zum Abtei-Priesterfriedhof gaben. Pfr. Schoonhoven würdigte in der Traueransprache die Verdienste des Verstorbenen um die Gemeinde, der er 37 Jahre treusorg. Vater war, und um alle Katholiken Hamborns für die er als Dechant 15 Jahre gesorgt hatte."
In den Anfangsjahren der Rektoratsgemeinde St. Barbara wechselten nach kurzer Zeit mehrfach die zuständigen Geistlichen. Doch mit Bernhard Hülsmann war St. Barbara 37 Jahre dem gleichen Geistlichen anvertraut und hatte diesem viel zu verdanken. Ein Nachfolger des "Vaters der Gemeinde" musste es erdenklich schwer haben, in diese übergroßen Fußstapfen zu treten.
"Am 15. Juli 1960 ernannte Bischof Dr. Hengsbach Herrn Kaplan Paul Mangel - Dbg.-Hochfeld St. Peter - zum neuen Pfarrer unserer Gemeinde. Die Einführungsfeier fand am 4. Sept. 1960, dem ersten Sonntag nach den großen Ferien, statt."
Trotz der großen Lücke, die sein Vorgänger in St. Barbara hinterließ, wurde Pfarrer Mangel schnell in St. Barbara heimisch und so weiß die Chronik auch von vielen Neurungen zu berichten, die er schon am Vorabend des Konzils in St. Barbara durchsetzte: Ab Advent 1961 wurde die neue Leseordung verwendet, die bisher in St. Barbara unberücksichtigt geblieben war, erstmals wird vor der Christmette eine Krippenfeier gehalten, verschiede Gottesdienstzeiten werden geändert und die schwarzen Priestergewänder werden nur noch für Beerdigungen angelegt.
Die Fotos zeigen Pfarrer Mangel zu seiner Einführung in St. Barbara. Die Gemeinde hat ihn an der Pfarrgrenze empfangen und zur Kirche geleitet.
Im Jahr 1961 gab es erstmals seit der Erhebung zur Pfarrei Änderungen bei den Pfarrgrenzen unserer Gemeinde, indem einige Straßen an die von der Pfarre St. Norbert kurze Zeit zuvor gegründete Rektoratsgemeinde St. Hildegard abgegeben wurden. So notiert die Chronik welche Straßen fortan zur neuen Nachbargemeinde gehören würden und wie viele Katholiken man in der eigenen Gemeinde 'verlor':
"An St. Hildegard, Rektorat, wurden von St. Barbara abgegeben: Anhalter Str., Thüringer, Gestermann, vom Bischofskamp und der Schlesischen Str. alle Häuser jenseits der Westf. Str. (von der Emscher aus gesehen). 12 Personen von der Anhalter Str., 73 vom Bischofskamp, 52 von der Gestermannstr., 38 von der Thüringerstr., 31 von der Schlesischen: insgesamt 206 Personen."
Im Oktober 1962 bahnten sich Veränderungen für die ganze katholische Weltkirche an, denn Papst Johannes XXIII. hatte zum Zweiten Vatikanischen Konzil gerufen. Die Änderungen, die sich durch das Konzil auch in St. Barbara ergeben haben, finden sich im nächsten Abschnitt unserer Gemeindegeschichte: Von der Konzilszeit bis zur Großpfarrei.
Katholischer Kirchort St. Barbara
Fahrner Str. 60 - 47169 Duisburg
Tel.: 0203 / 48 29 53 33 (Do 15-17h)
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