Das Wandmosaik

Das Mosaik an der Nordwand des Altarraum konnte am 20. März 1966 eingeweiht werden. Ludwig Baur aus Telgte hat das Bild geschaffen und mit seinen Gehilfen angebracht. Vier Künstler haben in achtmonatiger Arbeit die über 700.000 Mosaiksteine gesetzt und ein einziger Mann hat in anderthalb Jahren die Hälfte der Steine in Form geschlagen.

 

 

Das Altarmosaik bildet eine Einheit mit dem Altar und erst bei der gefeierten Liturgie erhält es seine Bestimmung. Es bildet den Hintergrund zum Geschehen auf dem Altar, denn in der Messe verkünden wir den Tod des Herrn, bis er kommt und im Bild leuchtet die kommende österliche Wirklichkeit geheimnisvoll herein. Es ist nicht die diesseitige Wirklichkeit, sondern die Wirklichkeit Gottes jenseits der irdischen Erfahrung.

 

Darum sind die Farben zart und duftig, ohne alle Erdenschwere. Die frühlingshaften, kühlen Töne wecken Empfindungen, wie wir sie vor der heilen Schöpfung im Frühling haben. Die Farben weisen auf die kommende, neue Schöpfung hin. Zugleich geben sie dem Raum Weite und Tiefe. Das Mosaik wirkt feierlich, erhaben, schwerelos. Es zeigt den wiederkehrenden Christus im Glanze der heiligen Scharen und vermittelt fast den Eindruck als würden Christus, in Form des Lammes, und die Heiligen in den Altarraum hinunterschreiten.

 

In unserer Pfarrchronik wird auch die Beurteilung des fertigen Mosaiks durch den damaligen Kunstbeauftragten des Bistums, Prof. Dr. Küppers, wiedergegeben: Das Bild ist wundervoll geschlossen, sehr schön in den abstrakten Formen. Es ist wohl mit das Beste, was Herr Baur geschaffen hat. Ein wundervoller Teppich. Alles wächst nach oben. Ein wunderbarer Klang. wunderbar! Ich bin restlos begeister! Großartig! Sehr schön, das Bild!

 

Das Gotteslamm

 

Das Zentrum des Mosaiks bildet das Lamm vor dem österlichen Kreuz. Es stellt sowohl die Hochzeit des Lammes dar, als auch das himmlische Jerusalem. Dieses himmlische Jerusalem zeigt sich in den klaren Linien in der goldfarbenen Mitte, die das Entstehen einer himmlischen Stadt andeuten. Das Lamm, das Christus symbolisiert, ist vom Glanz des Goldes umgeben, wie von einem strahlenden Licht. Daher kann es auch als Christus in der Mandorla interpretiert werden. Die drei dynamisch geschwungenen Flügel sind ein Symbol für die Dreifaltigkeit und bringen zusammen mit dem blauen rechten Rand der Himmelswolken Bewegung in das gesamte Mosaik.

Maria und Johannes der Täufer

 

Unter dem Lamm stehen zwei große Figuren, die sich nicht in die heiligen Scharen einreihen, sondern sie anzuführen scheinen. Die linke Figur zeigt Maria, die Mutter Jesu.

 

In sogenannten Kreuzigungsgruppen wird sie häufig unter dem Kreuz gezeigt, denn der Evangelist Johannes schreibt, dass Maria bei der Kreuzigung Jesu zusehen muss, wie ihr Sohn am Kreuz stirbt. Daher wird sie häufig weinend oder in Ohnmacht fallend dargestellt.

 

In unserem Altarmosaik lässt sich jedoch eher eine fröhliche Mimik im Gesicht Mariens erahnen und auch die erhobenen Hände, scheinen ein fröhlicher Gestus zu sein. Da das Mosaik das österliche Kreuz und den wiederkehrenden Christus zeigt, ist auch Maria von der Freude der Auferstehung geprägt.

 

Neben Maria steht Johannes unter dem Kreuz. Jedoch nicht der Apostel und Evangelist Johannes, der üblicherweise in Kreuzigungsgruppen unter dem Kreuz steht, sondern Johannes der Täufer.


In den Evangelien wird er als Vorläufer Jesu geschildert, dessen Leben von der Verkündigung des Messias geprägt ist und der Jesus den Weg bereitet hat. In dieser Funktion als Wegbereiter Jesu schreitet er gemeinsam mit Maria den heiligen Scharen und dem wiederkehrenden Christus voraus. Auch seine Gestik drückt die Verkündigung des Messias aus: Während die linke Hand einen Stab festhält, deutet die rechte Hand hoch erhoben mit ausgestrecktem Zeigefinger auf das Gotteslamm, auf den wiederkehrenden Christus hin. Auch seine Mimik ist von der Freude über die Auferstehung und die Wiederkehr Christi geprägt.

 

Dieses Motiv des wiederkehrenden Christus umgeben von Maria und Johannes dem Täufer wird in der Kunstgeschichte als Deësis (altgr. Flehen, Bitte) bezeichnet: Maria und Johannes bitten angesichts des Weltgerichts für die Menschen bei Christus als dem Richter. So scheint es selbstverständlich, dass auch bei der Darstellung der Wiederkunft Christi in unserem Mosaik Maria und Johannes der Täufer den wiederkehrenden Christus begleiten.

Die Heiligenschar

 

Während die heiligen Scharen nach oben hin immer diffuser werden und so die Gesamtheit der Heiligen und Märtyrer andeuten, sind die Personen in der ersten Reihe eindeutig zu identifizieren. Der Künstler hat hier Heilige aller Epochen im Altarmosaik dargestellt, was zusammen mit den namenlosen Heiligen der hinteren Reihen die Gesamtheit aller Heiligen symbolisieren soll.

 

 

Heinrich, Agnes, Katharina und Barbara

 

Bei der ganz linken Person handelt es sich um den heiligen Kaiser Heinrich mit Krone und Reichsapfel. Neben ihm schreiten die heilige Agnes und die heilige Katharina. Die rechte Figur zeigt die heilige Barbara, die sich als Patronin unserer Kirche selbstverständlich auch im Mosaik wiederfindet. In der Hand trägt sie einen goldenen Turm, als ihr wohl bekanntestes Heilgenattribut.

 

 

Theresia, Jünglinge aus dem Feuerofen und Thomas Morus

 

Auch die erste Reihe der Personen auf der rechten Seite ist eindeutig Heiligen zuzuordnen. Die linke Figur stellt die heilige Theresia vom Kinde Jesu in ihrem Ordensgewand dar. In der Hand hält sie eine Blume und, wie viele der dargestellten Heiligen, einen Palmwedel als Zeichen des Sieges Christi über den Tod. Neben ihr befinden sich die drei Jünglinge aus dem Feuerofen von denen der Prophet Daniel berichtet. Der Heilige ganz rechts mit Buch und Hut ist Thomas Morus.